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Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern

e-ISSN: 2941-1467 (open access)
p-ISSN: 2567-6725 (bis 2022)

Schriftleitung: Dr. Thomas Hübener, Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften
Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern

Die Ameisengrille (Orthoptera: Myrmecophilidae) auf dem Kieler Ort und schwimmende Röhrichtinseln als Möglichkeit für die Ansiedlung von Bodenarthropoden auf Ostseeinseln

Joachim Schmidt

Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern 60 (2024)
https://doi.org/10.30819/anlk.60.01     pp: 3-11     2024-04-30

Ausbreitung, Faunistik, Mecklenburg-Vorpommern, Verfrachtung Cite: APA    BibTeX

Schmidt, J. (2024). Die Ameisengrille (Orthoptera: Myrmecophilidae) auf dem Kieler Ort und schwimmende Röhrichtinseln als Möglichkeit für die Ansiedlung von Bodenarthropoden auf Ostseeinseln. Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern, 60 , 3-11. doi:10.30819/anlk.60.01
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Abstract
Die Ameisengrille Myrmecophilus acervorum (Panzer, 1799) wurde im Oktober 2023 auf der Ostseeinsel Kieler Ort in der Wismarbucht in einer Bodenfalle nachgewiesen. Aufgrund der besonderen naturräumlichen Situation deutet dieser Fund auf eine bereits länger zurückliegende Besiedlung dieses Küstenabschnitts hin. Dies stützt die Hypothese, dass die extreme Seltenheit der Ameisengrille in Mecklenburg-Vorpommern vor der Jahrtausendwende Ausdruck ihrer versteckten Lebensweise und fehlender gezielter Nachsuche war, jedoch kein zwingender Hinweis auf eine seither erfolgte Arealerweiterung in diesen Raum ist. Wahrscheinlich hat die Art den Kieler Ort über die Halbinsel Wustrow besiedelt, mit der die heutige Insel bis Anfang der 1990er Jahre verbunden war. Alternativ kann die Ameisengrille den Kieler Ort auch durch Verdriftung über das Salzhaff erreicht haben. Diese Hypothese wird durch eine aktuelle Beobachtung unterstützt. Beim Sturmhochwasser am 20./21.11.2023 wurden bis zu 10 m2 große Röhrichtinseln von gegenüberliegenden Uferbereichen am Salzhaff abgerissen und nahezu unbeschadet auf dem Kieler Ort abgelegt. Eine solche Transportmöglichkeit dürfte es zahlreichen Bodenarthropoden ermöglichen, auch scheinbar isolierte Insellagen in der Ostsee zu erreichen.